Fotos: Karl Rogers
Kapstadt. Eigentlich sollte es nur ein sehr besonderes Künstlerbuch sein, das Rodan Kane Hart gemeinsam mit Ben Johnson gestalten und im Zusammenhang mit seiner Teilnahme an der Venedig Biennale 2017 in den dortigen Buchläden herausbringen wollte. Doch dann wurde mit diesem Buch eine Idee geboren. Die Idee, einen innovativen jungen Verlag für Kunsteditionen zu gründen … Bad Paper.
Ben Johnson ist Buch- und Graphikdesigner. Rodan Kane Hart ist bildender Künstler. In nur eineinhalb Jahren ist es den beiden gelungen, zwölf Editionen herauszugeben, die sich in Höchstgeschwindigkeit zu einem Must-have für Sammler entwickelt haben.
Einen Shop gibt es nicht. Aber neben ihren bisherigen Messeteilnahmen immer mal wieder einen Pop-up-Auftritt, wie aktuell im Konzeptstore AKJP auf der Kloof Street. Neben Kleidung und Produkten von insgesamt 21 lokalen Designern wird dort auch das derzeit verfügbare Programm von Bad Paper präsentiert. Es ist ein mediales Crossover: Künstlerbücher, Skulpturen, Schallplatten, Videos, Prints, Taschen, Merchandise oder Kombinationen aus allem … jedes Teil für sich ein Hingucker.
Die Auflagen sind unterschiedlich hoch, die Preise bewegen sich zwischen 25 und 800 Euro. Bekannte Namen wie Zander Bloom, Brett Murray oder natürlich Rodan Kane Hart mischen sich mit Newcomern.
Richtig spannend wird es, wenn man sich mit den Künstlerbüchern beschäftigt. Das Buch des Künstlers Musa N. Nxumalo enthält beispielsweise 81 Teile einer Fotografie, die herausgelöst und nach Vorlage einer beigefügten Anleitung zum Großformat zusammengefügt werden können.
Eine Kombination aus Buch und Skulptur ist eine der Versionen des bereits erwähnten Künstlerbuches von Rodan. Mit dem Cover ist eine in sich zusammengedrehte Skulptur verbunden, die sich auseinanderziehen und so zu einer dreidimensionalen Form aufrichten lässt.
Alle hier zu erkundenden Bücher enthalten fantasievolle, spielerische Elemente, die den Leser/Sammler zur Interaktion einladen. Oft werden Objekte verschiedenster Art mit Büchern verbunden.
Ich möchte mehr über die Entwicklung dieses ungewöhnlichen Mix’ aus Design und Kunst erfahren. Rodan beginnt damit, den grundsätzlichen Gedanken zu erläutern.
Rodan: Alles begann damit, dass wir irgendwann realisierten, wie viel Zeit und Geld wir für die Produktion meines Buches aufgewendet hatten. Wir suchten nach Möglichkeiten, wie wir zumindest unsere Produktionskosten wieder hereinholen könnten. So kamen wir auf die Idee, das Buch in verschiedenen Versionen herauszubringen, es zu limitieren, damit rar und für Sammler interessant zu machen. Unser Plan ging auf. Dann überlegten wir, ob dieses Modell nicht grundsätzlich interessant für Künstler und Sammler sein könnte. Als wir unsere Idee daraufhin Galeristen, Künstlern oder auch Foundations wie A4 [lesen Sie dazu den Artikel über A4] vorstellten, waren alle nicht nur sofort begeistert, sondern sicherten uns auch ihre Unterstützung zu. So konnten wir erste Editionen produzieren und Bad Paper im letzten Jahr auf der Cape Town Art Fair erstmals promoten.
Ben: Ganz wichtig. Es geht uns nicht um die Sicherung eigener Verkaufsrechte, sondern um die Zusammenarbeit mit den Beteiligten der Kunstszene. Es kommen viel bessere Ergebnisse zustande, wenn die jeweiligen Ressourcen zusammenfließen. Wir konkurrieren mit unserer Idee auch nicht mit den Galerien, die in erster Linie Unikate verkaufen, sondern ergänzen vielmehr ihr Programm um Editionen.
Das besondere an euren Editionen ist allerdings, dass es sich dennoch immer auf irgendeine Art und Weise um Unikate handelt.
Ben: Ja. Das ist richtig. Jedes Teil einer Auflage ist vom Künstler neu produziert, insofern ein Unikat. Aber wir bewegen uns in einem völlig anderen Preisniveau als eine Kunstgalerie. Wir richten uns vor allem an junge Sammler. Wir möchten es ermöglichen, dass gute Kunst zum kleinen Preis gekauft werden kann.
Beabsichtigt ihr irgendwann einen eigenen Shop zu eröffnen?
Rodan: Nein. Wir möchten unabhängig bleiben. Nicht unter Druck stehen. Wir präsentieren unser Programm lieber auf den Kunstmessen, kreieren einen verrückten Stand, machen ein bisschen Show, haben Spaß. Außerdem erreichen wir hiermit, dass wir eine gewisse Spannung bei den Sammlern erzeugen können. Da unser Programm nur dort oder bei Events vorgestellt wird, ist es nur für eine begrenzte Zeit verfügbar. Es wird zu etwas Besonderem. Wir sind deshalb oft schnell ausverkauft.
Wo entdeckt ihr eure Künstler?
Rodan: Die meisten kennen wir einfach aus unserem sozialen Umfeld. Da wir aber sehr viel unterwegs sind, erweitern wir ständig unser Netzwerk. Soll heißen: Wir sind nicht ausschließlich auf Künstler aus Südafrika konzentriert.
Wie kann man sich eure Zusammenarbeit vorstellen? Ist es nicht schwierig die Ansätze des Designs mit denen der bildenden Kunst zu kombinieren?
Ben: Wir haben in der Tat sehr unterschiedliche Sichtweisen auf die Dinge. Insbesondere, wenn wir gemeinsam Künstlerbücher entwickeln, ist das am Ende aber sehr produktiv. Auch wenn immer wieder seeehr viel diskutiert wird …
Rodan: Stimmt. Das liegt aber schlichtweg daran, dass wir die Aufgaben, die wir uns mit Bad Paper gesetzt haben – bei allem Spaß – sehr ernst nehmen. Es sollen einfach gute Ergebnisse dabei herauskommen.
Wann kann man eure neuesten Editionen sehen?
Rodan: Wir sind wieder bei der Capetown Art Fair dabei, vom 15. bis 17. Februar. Und ebenfalls wieder auf der Joburg Art Fair, vom 13. bis 15. September.
Weitere Informationen
… über Bad Paper: https://badpaper.co.za